EasyDancers 

 

by Nina&Ben    

Ein Wort zuvor:
Da ich vor hunderten von Jahren bei den Entstehungen der jeweiligen Tänze nicht selbst involviert war, musste ich mich auf diverse Aufschriebe des Internets berufen. Ich habe hier alles nach bestem Wissen und Gewissen zusammengetragen. Wenn es da draußen jedoch jemanden gibt, der dem Ganzen noch etwas Wichtiges hinzufügen könnte oder gar das eine oder andere besser weiß, dann wäre ich sehr dankbar darüber, wenn sich diese Person bei mir melden würde.

 

 

 

1.Discofox - Der Tanz für jede Feier

Der Discofox ist noch immer der meistgetanzte Paartanz in Europa und darf auf keiner guten Feier/Party fehlen.

 

Den "Urgroßvater" des Discofox, den sogenannten Twostep tanzte man schon zu Beginn der 1800er-Jahre in den USA. Der Twostep ist ein Walk-Around-Gesellschafts-Paartanz, der aus verschiedenen Volks- und Modetänzen heraus entstanden ist. Meiner Meinung nach hat dieser Tanz schon am meisten mit dem heutigen Discofox gemeinsam. Quasi ein gelaufener Discofox mit Doppelschritt. (Schritt, Schritt, schneller Doppelschritt)

 

Anfang der 1900er-Jahre entwickelte sich dann aus dem Twostep der Onestep.

Ebenfalls noch ein Walk-Around-Gesellschafts-Paartanz. Grob gesagt: Man hat einfach den Two/Doppelstep weggelassen. (Warum mühevoll einen Doppelschritt machen ;)

 

1913 vermischte dann der Schauspieler Harry Fox, für die Tänzerische Szenen seines damaligen Varietés "Harry Fox & the Ziegfeld Follies" Tanzschritte aus den Tänzen Twostep, Onestep und Castelwalk (ein selbsterfundener Tanz von Irene und Vernon Castle) und so entstand schließlich der Foxtrott. Dies ist immer noch ein Walk-Around-Gesellschafts-Paartanz, jedoch tanzt hier der Mann die Schritte nicht nur in einer Vorwärtsbewegung, sondern ebenso auch in einer Rückwärtsbewegung.

 

Doch für Discotheken war für einen schön getanzten Foxtrott in Runden meist zu wenig Platz.  Also tanzte man diesen dort immer mehr und mehr auf der Stelle. Und so wurde schließlich aus dem Foxtrott in den 70er-Jahren der Discofox (in Europa).

In Europa kam es somit auch in Mode, dass man anstatt eines "Seit-Schlusses" nur noch einen einzigen Tipp tanzte. Und heraus kam ein neuer Tanz den man hierzulande dann unter den verschiedensten Namen wie Beat-fox, Tip-fox oder Disco-fox kannte.

(In Amerika hingegen entstand aus dem Foxtrott der Hustle. Hier tanzte man den "Seit-Schlusses" dann als einen kurzen Rückschritt und drehte sich dabei zusammen mit der Partnerin im Kreis.) 

Um dem Discofox dann stetig immer mehr pepp zu verleihen, wurde er nach und nach (bis heute) mit Figuren aus anderen Tänzen aufgefrischt.

Heute wird (vor allem bei den etwas Fortgeschritteneren) meist eine Kombination aus Hustle & Discofox getanzt. D.h. grob gesagt, man macht den Doppelschritt vom Hustle, dreht sich dabei jedoch nicht wie beim Hustle in einer ständigen rotierenden Bewegung.

2.Wiener Walzer - Der Ball-Tanz schlechthin

Der Wiener Walzer ist der älteste unter den modernen Gesellschaftstänzen. Dieser wurde bereits, wenn auch nicht 1:1 identisch, unter den beiden anderen Namen Wüster oder Der Wilde Weller bekannt, von den Bauern im deutschsprachigen Raum in den 1200er-Jahren getanzt. Während dieser Zeit hat der Tanz viele neue und weitere Namen bekommen. So nannte man diesen z.B. in Süddeutschland u.a. einfach Schwäbischer, Ländler, Schleifer oder Deutscher. Da man früher diesen Tanz offenbar mit mehr "Elan" getanzt hat wurde dieser Tanz mit solchen Worten wie unsittliche Geilheit, vom Teufel erfunden, Gott zur Schmach oder unflätiges und schändliches Schauspiel betitelt. Demzufolge wurde dieser Tanz natürlich ständig verboten. Genauso wie 1748 der Landeshauptmann von Oberösterreich in seinem damaligen Tanzverbot ausdrücklich das >Walzen< benennt. Dies ist das älteste Schriftstück, in dem das Wort walzen auftaucht. Der Begriff Walzer an sich fiel dann das erste Mal 1754. So ging es los, dass der Tanz Ortsabhängig überall etwas anders betitelt wurde. So tauchte in einer Schrift 1785 der "Wals" in Stockholm auf, der "schwäbische Walzer" in Stuttgart und der "Wiener Walzer" in Breslau. Doch der Tanz war von den höheren Gesellschaften nach wie vor verhöhnt und verpönt. Dies änderte sich jedoch mit dem Wiener Kongress 1814, als dieser dort gesittet getanzt wurde. Ab da war es dann sozusagen "gschwätzt" und der Tanz war der Wiener Walzer, welcher bis heute bei keiner festlichen Feier oder einem Ball mehr fehlen sollte.

3.Langsamer Walzer - Ein Synonym der Romantik

Der Langsame Walzer entstand in den 1800er-Jahren aus dem Wiener Walzer heraus, als in den USA der populäre Wiener Walzer immer mehr auch zu langsamerer Musik getanzt wurde. So wurde der Wiener Walzer in diesem Zusammenhang immer mehr als "American Waltz" betitelt. Vor allem in den Neuengland-Staaten erfreute sich diese Interpretation des Tanzes in der höheren Gesellschaft immer größerer Beliebtheit, sodass man dies dort zu eigen machte und dem Tanz den Namen "Vals Boston" vergab. So hat es nicht lange gedauert bis der Tanz dann schließlich in England ankam, wo man ihn jedoch dann unter dem Namen "English Waltz" oder "Slow Waltz" getanzt hat. Im Jahre 1927 wurde dieser Tanz dann von der "Imperial Society" (eine Tanzlehrerorganisation die 1904 von Tanzlehrern in England gegründet wurde) offiziell als "Slow Waltz" anerkannt. Damit war die letztendliche Namensgebung dann auch für den Langsamen Walzer gschwätzt.

 

4.Bachata - Erotik vertanzt auf karibische Art

Wer die Flagge kennt, kann es sich schon auf Anhieb denken woher der Tanz >Bachata< kommt. Richtig, aus der Dominikanischen Republik in der Karibik.

Die ersten Erwähnungen von Bachata gehen bis ins Jahr 1922 zurück. Doch zu anfangs stand Bachata noch nicht für einen neuen Musikstil oder gar einen speziellen Tanz. Mit Synonymen wie Orgie, Feier, Trubel, Fest und Unachtsamkeit stand Bachata daher eher für ein unsittliches offenes Fest/Party/Feier der Unterschicht.

Zu dieser Zeit war der kubanische Bolero als Musik und Tanz sehr populär. Auch hier ging es in den Liedern genauso wie im späteren Bachata, um sentimental-romantische Liebeslyrik. (Lieder von Liebe und verlorener Liebe, über das Verlangen der ewigen Liebe bis hin zum erotischen Verlangen, Verführung, Betrügereien, Vorwürfe und Eifersuchtsdramen.) Doch einfache dominikanische Musikergruppen aus der Unterschicht vermischten den Bolero immer mehr mit Rhythmen, Melodien und Instrumenten aus anderen Stilen und besangen dabei mehr die "Schattenseiten" der Liebe und des Verlangens.

So entstand nach und nach als eine Art untergeordnete Variante des kubanischen Boleros sowohl Musik als auch der gleichnamige Tanz - Bachata. Die Musik wurde aufgrund der Texte auch als die "bittere Musik" benannt.

[Ein Autor hat die Musikunterschiede von kubanischem Bolero, Blues und Bachata mal ganz schon wie folgt erklärt:

- Im Bolero wird meist von Liebe & Herzschmerz gesungen.

- Im Blues wird meist von Herzschmerz gesungen, aber hierbei fährt man immer noch auf einem Schiff Richtung Hoffnung.

- Im Bachata ist durch Herzschmerz und Enttäuschung einfach alles scheiße und der Weg führt hier eher in die nächste Bar.]

Aus all diesen Gründen was sich hinter Bachata verbirgt, war es somit von der oberen Gesellschaft, allen voran vom damalige Diktator Trujillos unerwünscht und verpönt und wurde als Musik der Unterschicht und des einfachen Volkes bewertet und mit vulgär, Nicht-Sittsamkeit, Kriminalität und Armut assoziiert. Somit konnte die Bachata Musiker auch nur in der Unterschicht wie auf den Straßen, in Bars oder gar Bordellen ihre Musik verbreiten. Dennoch stieg der Trend stetig. Als dann 1961 der Diktator starb war dies die eigentliche Geburtsstunde der dominikanischen Musikindustrie und des Bachatas. So folgte bereits im folgenden Jahr 1962 der erste offizielle und aufgezeichnete Bachata-Titel "Borracho de amor" von José Manuel Calderón. Ab da wurde auch die Akzeptanz der Oberschicht immer weniger, wo doch aber beim Großteil der Oberschicht Bachata noch weiterhin verpönt war. 

Die größte Wahrnehmung, vor allem in der gehobenen Klasse, gewann Bachata dann als 1992 der Sänger, Gitarrist & Komponist aus dem Dominikanischen Republik -> Juan Luis Guerra für sein Bachata Album "Bachata Rosa" einen Grammy erhalten hatte und somit die Musik und der Tanz nicht mehr als vulgär abgestempelt wurde. Ab da schwappte der Tanz auch langsam jedoch immer mehr über den großen Teich nach Deutschland und den Rest der Welt. Als dann 2004 die Gruppe Aventura mit dem Song "Obsesion" auf Platz 1 der Media-Control-Single-Charts (media control GmbH ist ein deutsches Unternehmen für Marktanalysen der Unterhaltungsindustrie) hochkletterte, gab es in Deutschland und anderswo für diesen Tanz kein Halten mehr und erfreut sich bis heute signifikant ansteigend immer größerer Beliebtheit. In Sachen Verbreitung und Beliebtheit ist Bachata in den letzten 15 Jahren der stärkste Tanz weltweit.

 

5.Kizomba - Ausgelebte Führung nach Afrikanischer Art

Bevor sich jetzt gleich die eine oder der andere fragt, ob ich hier jetzt etwas mit Bachata verwechsele, wollte ich vorab die Anmerkung anbringen, dass die beide Tänze in der Entstehung und vor allem in der Bedeutung eine Gemeinsamkeit haben.

 

Klar ist, der Tanz Kizomba ist ein Tanz mit Afrikanische Wurzeln - aus Angola und den Kapverdischen Inseln und den anderen PALOP-Staaten. Nicht ohne Grund wird in Europa der Kizomba auch als Afro-Tango bezeichnet. Doch Ort der Entstehung des heutigen Kizombas ist Portugal, genauer genommen hauptsächlich die Hauptstadt Lissabon.

Nun zur Entstehung:

Wenn man ganz weit ausholt und bis zum Anfang der Kolonialzeit zurück geht, als u.a. 1483 portugiesische Seefahrer an der Küste Afrikas landeten brachten sie nicht nur Leid und Elend über das Land, sondern auch die europäische Kultur wie Musik und Tanz. Vor allem der Paartanz war bis dato den Afrikanern fremd. Im Laufe der Zeit flossen immer mehr diese europäischen Kulturen von Europa nach Afrika ein.

In Angola, welches Land von Portugal besetzt war ist Kizomba ein Wort einer angolanischen Landesprache Kimbundu. Kizomba bezeichnet eine Feier bei der auch ausgelassen getanzt wird. Mehr nicht. Die zweite Gemeinsamkeit zu Bachata ist, dass auch der Tanz & die Musik Kizomba ein Mix aus verschiedenen Tanz- und Musikstilen ist.

Einer der beiden größten Mixanteile ist der Tanz Semba, welcher ab den 1950er Jahren gerne in Angola getanzt wurde.

Der Andere ist der in den 1970er Jahren entstandene Tanz Cabo Love, dieser entstand durch die Kreolen, die Einwohner der ebenfalls von den Portugiesen besetzten Kapverdischen Inseln (noch heute sind diese Staatsgebiet von Portugal), indem sie den Zouk Love, welcher auch wiederum eine untergeordnete Art des karibischen Zouks ist, für sich veränderten und schließlich umbenannten.

In Lissabon trafen dann beim nächtlichen zusammen Feiern/Tanzen Angolaner, Kreolen und Afrikaner der übrigen PALOP-Staaten zusammen und vermischten so Tanz und Musik. Da die Angolaner stets von "Kizomba machen" sprachen, wussten die Portugiesen jedoch nicht um die wahre Bedeutung, sondern sahen die Leute dann einfach nur Tanzen und brachten dies dann in diesen Zusammenhang mit dem Tanz. Dies bürgerte sich dann in den 1980er Jahren so ein und der Kizomba als Tanz & Musik entstand.

Offiziell ist Kizomba angolanisch. Angola hat hier bei der Entstehung auch schließlich den Hauptanteil, allein schon durch die Namensgebung der Landesprache.

6. Line Dance - Freestyle

Freestyle ist einfach ein eingebürgerter Begriff für Line Dance auf Pop-Musik. Hierbei Tanzen alle Tänzerinnen und Tänzer, in dieselbe Richtung schauend, neben und hintereinander synchron dieselbe Tanzschrittfolgen. Jedoch wird Line Dance meist mit Countrymusik und Freestyle mit Pop-Musik assoziiert.

Nach gesicherten Berichten entwickelte sich der Tanz in den 1900er-Jahren, hauptsächlich in den USA. Die amerikanische Fernsehsendung "American Band Stand", welche von 1952 bis 1989 ausgestrahlt wurde, hatte bereits im ersten Jahr eine wöchentliche Rubrik, in der die jeweils neusten Line Dances vorgestellt wurden. Bereits in den 60er-Jahren hat es dann der Line Dance auch in die Discotheken nach Europa geschafft.

Einer wenn nicht sogar der bekannteste Line Dance/Freestyle ist der "Electric Slide", welcher 1976 von Ric Silver zur Eröffnung der Diskothek Vamps am Broadway in New York choreografiert wurde. Viele werden diesen Line Dance wohl mit dem Lied Fantasy Girl von Jonny O. aus dem Jahr 1988 in Verbindung bringen, welches bis heute wohl als Inbegriff für Freestyle steht und genauso bis heute noch die Tanzflächen füllt.

Durch den erfolgreichen Tanzfilm Saturday Night Fever mit John Travolta aus dem Jahr 1977 hat es mit einer Line Dance-Szene das öffentliche Interesse für die verschiedensten Line Dances zusätzlich nochmals erfolgreich geweckt.

Als Meilenstein zur endgültigen amerikanischen und weltweiten Verbreitung gilt der Musik-Titel Achy Breaky Heart in der 1992er Interpretation des US-Musikers Billy Ray Cyrus, dem mehrerer sehr bekannte und beliebte Line Dances zugeordnet sind.

Zwischenzeitlich hat sich Line Dance zu einer eigenständigen Tanzart entwickelt und wurde in Deutschland und Österreich 2002 als Freizeitsport anerkannt.